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Teamberichte - Rallye Vipavska Dolina 2019:
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Team Schindelegger / Schindelegger:

Die zweite Rallye des Jahres - unser erstes internationales Event - ist Geschichte, und es werden Tage sein, an die wir uns noch sehr lange erinnern werden. Ganz kurz zusammen gefasst ist diese Rallye einfach nur unfassbar gewesen, - und das in vielfacher Weise.

Fotos: Claudio Pocar

Nicht nur war die Anzahl und die Stimmung der Fans kaum zu glauben. Die erste Sonderprüfung Freitag nachts habe ich persönlich noch nicht ganz begriffen, und es wird noch wohl einige Zeit brauchen das Erlebte zu verarbeiten. Zehntausende Zuseher fanden sich in der kleinen ansonsten verschlafenen Stadt Vipavscina zusammen und feierten den Motorsport, wie man es sonst nur von den „guten alten Zeiten“ gehört - oder mit der Erfahrung von Helmut in der WM - erlebt hat. Die gesamte Strecke war mit mehreren Reihen Fans gesäumt, selbst auf den Dächern und Balkonen feierten die begeisterten Fans alle 104 (!) Fahrzeuge, die in der Nacht die Veranstaltung eröffneten. Wie viele Zuschauer gesamt dort waren kann ich leider nicht einmal schätzen. Mit dieser Volksfest-Stimmung starteten wir mit der Startnummer 78 in den Bewerb, und gleich die ersten 3km zeigten, aus welchem Asphalt diese Rallye gestrickt ist. Rutschig, sehr rutschig kann man es wohl bezeichnen.-

Den ersten Teilnehmern wurden diese ersten Meter schon zum Verhängnis, und so war die Strecke nicht nur glatt, sondern auch teilweise schon mit Öl und Kampfspuren gezeichnet. Bewusst defensiv und möglichst sicher haben wir die 5 Runden abgespult und tasteten uns danach durch die Menschenmasse zurück zum Service und in die Nachtruhe, mit jeweils nur Zentimetern zu den Menschen, die den Servicepark genauso gefüllt haben wie die gesamte Stadt.

Zurück in unserem neuen Bus war ich dann doch etwas enttäuscht über die erzielte Zeit aber wir hatten eine Mission: Punkte sammeln! Und die kann man mit einem Ausfall nicht erfüllen, also ruhig bleiben es warteten noch über 90km Sonderprüfungen am Samstag. Die Rallye hatte noch gar nicht richtig begonnen.

Der Samstag zeigte uns dann wie wichtig die vielen Reifenoptionen sind, die wir uns zugelegt haben. Bei Sonnenschein am Morgen gingen wir mit der superweichen Semislick Mischung in die erste Schleife, die für kaltes und trockenes Wetter gedacht ist. Nach nicht einmal 3km Zufahrt zur Prüfung regnete es auf der Bergstraße bereits. Am Start zur ersten Sonderprüfung des Tages gleich die Folge: Abbruch wegen eines Unfalls vor uns. SP 3 wurde dann in strömendem Regen gefahren.

Inzwischen hatte der Regen auch das Fahrerlager erreicht und wir wechselten auf unsere Regenreifen. Die zweite Schleife bestand aus denselben 2 Sonderprüfungen wie davor. Doch diesmal hatte uns das Wetter und alle Vorhersagemodelle und Karten wieder ausgetrickst und wir fuhren auf trockenen und wunderbaren Bergstraßen sicher in die Mittagspause.

Wie erwartet fanden sich auf jeder Sonderprüfung Einige, die auf diesen Straßen Fehler machten, wo keine Fahrfehler gemacht werden durften. Die Folge waren viele Ausfälle mit teilweise spektakulärem Abgang. Mehrmals sahen wir die Bremsspuren auf der Strecke neben den Fans einfach im Abgrund und im Wald verschwinden.

Der Nachmittag begann dann besser. Perfekte Reifenwahl auf den Prüfungen 6 und 7, und dementsprechend schnelle Zeiten waren die Folge. Auf dem Weg zum Service begann es wieder zu regnen, doch die Strecken auf denen es um die Zeit ging, sollten laut Wetterbericht trocken bleiben. Wir blieben auf den härteren Semislicks und machten damit den größten Fehler der Rallye. Bis zur Hälfte der SP 8 war alles voll im Plan. Schnelles und sicheres Fahren auf trockener Strecke wurde dann aber abgelöst durch nasse Bedingungen, die eher an Eis und Schnee, als an Asphalt erinnerten. Das Auto auf der Straße zu halten wurde schon zur Herausforderung, und die Sonderprüfung 9 setzte dann noch eines drauf. Wechselnder Grip in jeder Kurve sorgten nicht nur für Spannung, sondern auch für jede Menge Drifts und wir ließen auf diesen 10km einige Nerven liegen. Dank viel beherztem Einsatz am Lenkrad konnten wir das Auto auf der Straße halten und das letzte Service erreichen.

Nur mehr eine Challenge, die 10te - die finale Sonderprüfung -  gab es.Schon auf dem Weg zurück ins Service mussten wir kilometerweit an hunderten, wenn nicht tausenden Autos vorbei. Die Fans pilgerten bereits zum Höhepunkt und Abschluss der Rallye, der zweiten und letzten Nachtprüfung. Noch einmal Reifen wechseln, diesmal wieder auf die superweichen Semislicks und es ging noch ein letztes Mal hinaus in das Blitzlichtgewitter und in die Berge. Die letzte Reifenwahl stellte sich dann als perfekt heraus, und auf einmal wurde aus dem Kampf der vorigen Prüfungen ein Genuss. Wir zeigten auf dieser letzten Sonderprüfung endlich die Geschwindigkeit, die wir schon einmal auf der Schneerosenrallye kurz aufblitzen ließen, - und das obwohl wir es bewusst locker gefahren sind.

Glücklich haben wir dann das Ziel erreicht und nehmen nicht nur diese wahnsinnig positiven Eindrücke, sondern auch so viele gelernte Lektionen mit, die uns für die weitere Saison sicher helfen werden.

Die Platzierungen sehen wie folgt aus: Von 104 Startern haben wir den 69. Platz erreicht und in unserer Klasse den Fünften.

Das wichtigste Ziel aber haben wir erreicht! Das Auto ist unbeschädigt und in perfektem Zustand zuhause, und lauert bereits auf den nächsten Einsatz in St.Veit in 3 Wochen.

Als kleine Draufgabe haben wir durch die Konstanz die Führung in der Historischen ARC Wertung übernommen! Noch kann es durch ein mögliches Streichergebnis große Veränderungen geben, aber der Grundstein ist gelegt. Auch der Gesamtplatz 7 in der ARC Wertung ist alles andere als schlecht und wir sind mit dem bisherigen Verlauf der Saison sehr zufrieden. Noch ist das verbleibende Jahr sehr lang und es kann alles passieren. Wir bleiben dran! Zusätzlich zur ARC haben wir direkt vor dem Start noch beschlossen am Alpe Adria Rallye Cup teilzunehmen da für diesen Cup 4 Rallyes in die Wertung kommen die wir im Rahmen der ARC so oder so fahren. In dieser AARC/light liegen wir derzeit auf dem dritten Platz.

Jetzt heißt es in 3 Wochen voll angreifen, um die Führung in der ARCH auszubauen oder zumindest zu verteidigen.Wir können es kaum erwarten!

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Stürmisches Comeback von Gottfried Kogler: Als Dreirad-Escort im slowenischen Eisregen

Ein stürmisches Comeback gab Gottfried Kogler als Rallyepilot - im historischen Ford Escort RS2000 wurde er bei der Rallye Vipavska Dolina nach gutem Start eines von vielen Opfern der Wetterkapriolen - inklusive Sturm und Eisregen. Dafür kam Peter Schöller ins Ziel. Den Einsatz leitete erstmals Michael Kogler, der jedoch schon in St. Veit ein Comeback als Pilot feiern wird.

Fotos: Unior Team Austria

Beim "Familienausflug" der Austrian Rallye Challenge und dem Alpe Adria Cup , im Rahmen der slowenischen Rallye Vipavska Dolina brachte MIG Austria zwei Ford Escort RS2000 an den Start - pilotiert wurden die bildhübschen historischen Boliden von Gottfried Kogler und seiner französischen Copilotin Sophie Cornu sowie vom deutschen Piloten Peter Schöller und seiner Copilotin Gabi Ölsinger.

Gottfried Kogler, der erstmals seit einigen Jahren wieder ein Comeback wagte, zeigte sich von der Rallye schwer beeindruckt: "Die war wahnsinnig gut besetzt, es sind 104 Teams an den Start gegangen. Die Sonderprüfungen sind zudem extrem anspruchsvoll - es handelt sich ja durch die Bank um Strecken der früheren Saturnus-Rallye." Dabei kam Gottfried auch an jener Stelle vorbei, an der er 1991 bei seinem einzigen Einsatz als Copilot, an der Seite von Kris Rosenberger, einen schweren Abflug verzeichnete: "Als Copilot habe ich diese Passage gehasst - wir sind diesmal viermal dort vorbeigefahren. Lustig: Als Fahrer liebe ich diese Stelle."

Was Gottfried schmunzeln ließ: "Der Veranstalter hat uns bei der Startnummernvergabe offenbar sehr stark eingeschätzt, da wir mit Nr. 57 an den Start gingen, während die anderen historischen Teams erst ab Nummer 90 drankamen - er hat erzählt, dass er bei jedem Fahrer im Internet recherchiert, auch auf der wunderbaren ewrc-Website, die sämtliche Ergebnisse eines Piloten auflistet." Dabei hat er auch jenes legendäre Video entdeckt, in dem Kogler wegen eines steckenden Retourgangs in eben diesem durch Maribor fährt, um noch rechtzeitig die Zeitkontrolle zu erreichen. Gottfried lacht: "Da hat er gesehen, dass ich niemals aufgebe."

"Autofahren nicht verlernt"

Auf einem Stadtrundkurs wurde die Rallye am Freitagabend eingeläutet. Dort zeigte sich Gottfried schwer erleichtert: "Ich konnte zeigen, dass ich das Autofahren noch nicht verlernt habe. Wir waren nur um 1,5 Sekunden langsamer als Hans Georg Lindner auf einem baugleichen Escort. Lindner ist ein anerkannt schneller junger Pilot - da gingen wir also sehr zuversichtlich zu Bett."

Am Samstagmorgen jedoch kam das "böse Erwachen" - der "Wettergott" meinte es ganz offensichtlich gar nicht gut mit Gottfried Kogler und Sophie Cornu: "Am Start der Rallye war es noch staubtrocken - doch als wir beim Start der SP2 angelangt sind, setzte ein heftiger Eisregen ein. Wir sind auf den Slicks nur herumgerutscht, mussten zum Teil im Schritttempo fahren. So sehr ich den Escort liebe - im Eisregen mit den breiten Reifen war es furchtbar! Jedes Mal, wenn ich auf das Gaspedal gestiegen bin, kam das Heck. Es war wie auf einer Eisbahn." Zudem war das Wetter wechselhaft - die ehrenhafte niedrige Startnumnmer erwies sich nun als schwerer Nachteil: "Es gab völlig unterschiedliche Zeiten, wir befanden uns in einem Pulk, wo es nur Sturm und Eisregen gab. Da war ich schon sehr niedergeschlagen und enttäuscht."

Auf der dritten Prüfung wurde die SP wegen Überschlägen direkt vor Kogler neutralisiert: "Es gab sehr viele Unfälle bei diesen Bedingungen. So kamen auch nur 70 von den 104 Teams ins Ziel." Das Duo Kogler/Cornu war leider nicht dabei: "Vor der vierten SP habe ich bemerkt, dass die Räder seltsam eiern. Wir sind trotzdem losgefahren - nach zwei Drittel sagte ich zu Sophie: 'Wir haben einen Plattfuß!'. In Wahrheit jedoch sind wir auf der Bremsscheibe gefahren. Ich habe Sophie gefragt: 'Wie weit ist es noch ins Ziel?' Sie sagte: 'Noch eine Seite im Aufschrieb!' So sind wir auf der Bremsscheibe ins Ziel gefahren."

Einsatzleiter Michael Kogler: "Papa, gib auf!"

Dort wartete bereits Sohn Michael Kogler, der seine Premiere als Einsatzleiter im UNIOR Rallye Team Austria gab. Gottfried erzählt: "Michael sagte: 'Du kannst nicht weiterfahren, dir fehlt links hinten eine Bremsscheibe!' Doch wer mich kennt, der weiß, dass ich niemals aufgeben möchte und so sagte ich: 'Ist doch egal - ich habe ja noch drei andere Bremsscheiben!' Michael fuhr auf der Verbindungsstrecke hinter uns - schließlich sagte er: 'Papa, gib auf - das ist zu gefährlich!' Schlussendlich hat dann doch die Vernunft gesiegt und wir haben abgestellt."

Vom Premiereneinsatz seines Sohnes als Einsatzleiter zeigt sich Gottfried angetan: "Hut ab! Er hat sich sehr angestrengt und unsere Einsätze top koordiniert. Zudem hat er, wie ich das auch immer tue, auch mit angepackt und unsere Mechaniker unterstützt."

Schöller/Ölsinger auf Platz vier der AHRC

Der fleißige Einsatz wurde schlussendlich auch belohnt: Peter Schöller und Gabi Ölsinger konnten bei den schwierigen Bedingungen das Ziel erreichen - in der Austrian Historic Rallye Challenge belegte das Duo den guten vierten Platz, in der ARC-Gesamtwertung landete man auf Platz sieben.

Michael Kogler wird übrigens schon beim Rallyesprint St. Veit in drei Wochen wieder als Fahrer an den Start gehen - gemeinsam mit Andre Kachel wird er ein Top-Auto aus dem Hause Race Rent Austria pilotieren. Und auch die beiden MIG Austria-Ford Escort RS2000 werden in St. Veit wieder für heiße Action sorgen.

Michael Noir Trawniczek

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